Erwartungshorizont für die 2. Klassenarbeit

1) Inwiefern sind die Jahreszahlen 313, 375, 380/90, 496, 800 von historischer Bedeutung, d.h. markieren Ereignisse, die uns noch heute beeinflussen?

( ca. 10 VP)

 

2) Worin besteht das sog. „Erbe der Antike“? Nenne Beispiele. Versuche eine die Bedeutung der einzelnen Aspekte des „Erbes der Antike“ für uns heute zu bewerten. (ca. 20 VP)

 

Erwartungshorizont:

 

1) Römisch-katholische Kirche: Vor 300 n.Chr. wiederholt Christenverfolgungen im römischen Reich. Um 313 n. Chr. wird das Toleranzedikt unter Kaiser Konstantin veröffentlicht, dies bietet für die Bürger des römischen Reichs Religionsfreiheit (1 p). 380/90 n. Chr. wird das Christentum unter Kaiser Theodosius Staatsreligion. Die Christen sind letztlich staatstreu (Dem Kaiser was des Kaisers ist) tragen zur Stabilisierung der weltlichen Macht bei (1 P). Nun stellt sich die Frage: "Wie kommt die christliche Religion zu uns?".  375 n.Chr. begann die Völkerwanderung, d.h. germanische Stämme erobern römische Gebiete und gründen Reiche. Das bedeutet den Untergang des weströmischen Reichs (um 500 n. Chr.). Der Stamm der Franken beispielsweise siedelt in West- und Mitteleuropa (2 P mit Bps.). Das oströmische Reich mit Byzanz und Konstantinopel bleibt jedoch bleibt noch einige Zeit bestehen (bis 1453) (1 P). Der merowingische König Chlodwig lässt sich 496 n. Chr. taufen (fränkischer König). Dadurch hat sich fast das gesamte französische Volk taufen lassen, West- und Mitteleuropa werden als Folge christlich (2P).  Karl der Große wird 800 n. Chr. vom Papst zum Kaiser gesalbt und damit dominiert das christliche Europa. Die Sachsen wurden dann mit Gewalt bekehrt (2 P). Damit beansprucht Karl d. Große und später seine Nachfolger im ostfränkischen Deutschen Reich die Rolle des röm. Kaisers bzw. die Fortführung des Römischen Reiches (2 P). 11 P

 

2) „Das Erbe der Antike“ ist neben der Übernahme des Christentums (1/2 P) in einer Reihe andere Gebiete zu beobachten. Die Griechen besiedeln die Küsten des Mittelmeerraumes und des Schwarzen Meeres. Viele der größeren modernen Städte gehen auf griechische Gründungen zurück: Neapel, Odessa, Tripolis, Marseilles etc. (1 P)

Vor allem das antike Griechenland hat in vielen Bereichen Erkenntnisse gewonnen, die, durch die Araber und mittelalterliche Klöster vermittelt und durch die Renaissance (1450 bis 1600) begierig aufgenommen und weiterentwickelt, bis in die Gegenwart nachwirken (2 P).

Der Einfluss der Griechen ist in vielen Bereichen bemerkbar.

Die Griechen sind die Erfinder der Demokratie (1 P). Die Entwicklung der Demokratie erfolgt schrittweise über Solon (590 v. Chr./ Gleichheit vor dem Gesetz (1/2 P), über Kleisthenes (demokratische Wahlordnung 510) bis in die Zeit des Perikles: Wahl bzw. Los aller Beamten, Richter, Regierung (Rat der 500/Prytanie) durch die Volksversammlung (1P). Die Volksversammlung nicht Vertreter macht die Gesetze = direkte Demokratie (1 P). Die Zeit der demokratischen Blüte zw. ca. 500 bis 300 v. Chr. ist gleichzeitig die Blütezeit der griechischen Kultur und Wissenschaft (1P).

Religion: die griechische Götterwelt spielt nach Durchsetzung des Christentums kaum noch eine Rolle. Lediglich in der Literatur und Kunst werden Themen der griechischen Mythologie aufgenommen (1/2 P). Der Name Europa stammt aus der griech. Mythologie (1/2 P).

Olympische Spiele: Die olympischen Spiele wurden von den griechischen poleis mit der Verehrung der Götter und dem Bemühen der Versöhnung verbunden und ab 776 v. Chr. in Olympia und anderen heiligen Städten durchgeführt (1 P). Nach der Durchsetzung des Christentums wurden die Spiele als „heidnischer Kult“ zunächst verboten, um 1896 erstmals wieder als Friedensfest zur Überwindung des Nationalismus gefeiert (1 P).

Literatur: Die Griechen sind die Erfinder der literarischen Gattungen Epik (Homer Ilias, Odysee 8. JH (1 P)), Lyrik (Sappho/Liebesgedichte, Achilochos/Freibeuterverse (1 P), Dramatik, Prosa (1 P) (Geschichtsschreibung Herodot, Thukydides (1P)). Die Griechen erfinden das Theater (Dramatik/z.B. Epidauros (1/2P)) und die Dramaformen der Komödie (Aristophanes Bpe. (1 P) und der Tragödie (Sophokles, Euripides und Aischylos (1 P)).

Philosophie und Wissenschaften: Die Griechen unternehmen als Erste den Versuch die Welt, die Phänomene des Lebens mithilfe der Philosophie und der Wissenschaften (im Gegensatz zu religiösen Erklärungen = es blitzt also hat Zeus seinen Dreizack eingesetzt) zu erklären (1 P).

Philosophie:  Die berühmtesten griechischen Philosophen sind Sokrates, Platon und Aristoteles (1/2P). Platon (427 – 347), Schüler des Philosophen Sokrates -  „Vater der idealistischen Philosophie“  - Frage nach der richtigen Lebensart – gründet Akademie. Platon „kommt“ von der Geometrie, in der es ideale Formen wie Punkt, Gerade und Kreis gibt, Formen, die in der Natur so ideal nicht vorkommen. Also gibt es laut Platon Idealformen, die es jenseits des Wahrnehmbaren gibt.

Die Ideenlehre Platons verallgemeinert und radikalisiert diesen Gedanken. Es wird davon ausgegangen, dass hinter (jenseits) der Welt der unvollkommenen Dinge unserer Erfahrungswelt eine Welt vollkommener Ideen existiert, und dass der Aufstieg zu diesen Ideen das eigentliche Ziel menschlicher Erkenntnisbemühungen sein müsse. Damit wird Platons Ideenlehre zum Grundstein der Tradition idealistischer Philosophie (2 P).

Aristoteles ist der Begründer der formalen Logik.

Für  Aristoteles  ist  die Logik vor  allem ein  Instrument  um Scheinargumente von echten Argumenten zu unterscheiden.  Aristoteles weiß dabei, dass die logische Stimmigkeit der Herleitung allein noch nicht die inhaltliche Richtigkeit des Ergebnisses verbürgt. Es kommt zusätzlich auf die bei der Herleitung verwendeten Prämissen (Voraussetzungen) an. Sind aber die Prämissen wahr und ist die Herleitung logisch einwandfrei, so ist auch die Schlussfolgerung wahr.

Die von Aristoteles systematisch erkundete Form des logischen Schließens ist der Syllogismus. Ein Syllogismus folgt stets einem Drei-Schritte Schema:

Obersatz  (Prämisse 1)

Untersatz  (Prämisse 2) (2 P)

Naturwissenschaften:

Griechen erreichen in vielen gebieten der Naturwissenschaften einen Stande, der erst um 1500 (n. Chr.) eingeholt wurde.

Systematische Beobachtungen (1 P) des Hippokrates führt zu dem Buch über „Epidemien“, zu einer Abhandlung über „Epilepsie“ (1/2), Aristoteles erreicht Beachtliches im Bereich der Biologie, Petrologie,.. (1/2 P) Astronomische Entdeckungen Erkenntnisse des Ptolemäus galten als verbindlich bis Kepler und Galilei.

Hippokrates` Auskultation des Herzens (1/2 P), Euklid Elemente (bis in 19. JH Standardwerk (1/2 P) ), Archimedes ` Entdeckung des spezifischen Gewichts, der Hebelgesetze (1/2 P). Apollonius von Perge über Kegelschnitte (1/2 P), Eratosthenes` Berechnung des Erddurchmessers (fast genau) (1/2 P), Hipparch – Berechnung des Heranrückens der Tagundnachtgleichen (1/2 P), Herons dampfgetriebene Spielereien. Aristarch kommt zu einem heliozentrischen Weltbild, bleibt aber Außenseiter (1/2 ). Das Weltbild des Ptolemäus bleibt zwar geozentrisch, basiert aber bereits auf Beobachtungen.

Was fehlte war ein Geist im Sinne von Francis Bacon (1561 bis 1626 der regelmäßig und hartnäckig Spekulationen in empirische Forschung und diese wieder in Praktische Anwendung umsetzte. Es reichte den Griechen z.B., wenn man die Prinzipien der Tierzucht verstand, man musste sie nicht umsetzen (1/2 P).

Das Erbe der Römer sind die romanischen Sprachen, die sich aus Latein entwickelt haben. Dazu gehören Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Rumänisch (1 P).

Auch die lateinische Schrift hat fast ganz Europa übernommen und dadurch hat jeder die Möglichkeit andere Sprachen "einfach" zu lesen und zu lernen.  Ausnahmen sind der russisch-geprägte Teil Europas und der griechische (1 P).

Zivilisatiorische Vorbildfunktion: Die römischen Straßen sind zum Teil sogar moderner und effizienter als die des europäischen Mittelalters. Diese Straßen waren zum größten Teil befestigt und wurde sehr strikt geplant (1/2 P). Die Römer verstanden die Badekultur (1/2 P) als wichtigen Teil der Zivilisation. Planstädte mit Infrastruktur und geordneten Straßenzüge (1 P mit Bps. wie Köln, Worms Trier)

 

 

giene: vorbildliche Wasser und- Abwasserentsorgung (1/2 P). Architektur: Repräsentative öffentliche Gebäude wie z.B das Colosseum in Rom (1/2 P).

Römisches Recht: Erst die Römer standardisieren und kodifizieren (aufschreiben) das Recht. Dieses Prinzip wird in Deutschland ab dem 15. JH übernommen. Die Landrechte der Frühen Neuzeit (um 1500) enthielten Bestimmungen für alle möglichen Rechtsbereiche: Strafrecht, Privatrecht, Polizei, Lehen- und Verfasssungsrecht (1 P).

Bewertung: Am wichtigsten ist die Rolle des Christentums, da es alle anderen bleibenden Traditionen im Wesentlichen vermittelt hat. Ohne das Christentum hätten die Errungenschaften der Antike die Völkerwanderung nicht überlebt (2 P).

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